022. DAS SCHICKSAL UNTER DEM GESICHTSPUNKT VON 21
KARTOFFELPUFFERN
Die Aktionen eines Menschen mögen als zufällig erscheinen,
jedoch meine ich, daß entsprechend den Umständen des
Nicht-Seins, also alles was ich nicht bin, und dem momentanen
Zustand des Ich die Ergebnisse aus deren Zusammenwirken
notwendig sind. Ich ergänze diesen Satz mit der banal
erscheinenden Feststellung ...denn wenn ein Zustand sich
verändert, geschieht es nur auf die bestimmte Weise, wie er
sich notwendig verändern mußte, deswegen, weil er sich sonst
nicht gerade so verändert hätte. Dazu wieder der Versuch,
mit einem meiner simplen Beispiele das Geschehen zu
verdeutlichen. 3 + 2 = 5. Das Ergebnis muß 5 sein, wegen der
beteiligten 3 und 2, denn wäre es eine 7 und 4 gewesen,
lautete das Ergebnis anders. Auch die Aufgabenstellung plus
entscheidet über das Endprodukt, das mit einem minus ganz
anders aussieht.
Gerade jetzt setzt sich eine Fliege auf mein Bein. Blöde
Fliege, oder blödes Bein? Ja, ist es nicht überhaupt mein
Bein? Außerdem hätte ich mich auch woanders hinsetzen
können, außerhalb des Wirkungsbereiches dieser Fliege. Nun,
vielleicht hätte mich dann eine Biene gestochen oder eine
Schlange gebissen. Egal, ich will mit der Fliege zufrieden
sein, außerdem ist mir heute kein Blumentopf auf den Kopf
gefallen. Nicht etwa weil ich gerade kopflos war, nein, ich
gab durch meine Abwesenheit von solch möglichem
Geschehen dieser beulenhaften Art der Begegnung keine
Chance.
Heute habe ich Kartoffelpuffer gebacken, leider nur 21
Stück, wo doch 22 meine Lieblingszahl ist. Warum machte ich
die 21 Stück nicht 5% kleiner, was kaum aufgefallen wäre?
Oder tue ich einfach so, um mir eine besondere Freude zu
bereiten, als hätte ich schon einen gegessen? Nein, das geht
unmöglich, da ich die ersten zwölf sofort heiß und knusprig
frisch aus der Pfanne durch den gierigen Schlund hinunter in
die wundersame chemische Fabrik beförderte. Die waren
verschwunden, bevor die letzten neun fertig waren. Hm, habe
ich dann etwa gar nicht 21 Stück gemacht, weil niemals 21
Stück vorhanden waren? Na ja, vielleicht ist das auch
weniger wichtig, als ich im Moment denke, denn wenn ich mich
heute Abend daran erfreut habe, wie mein Freund Nikos die
letzten 9 Stück mit großem Appetit ohne einmal abzusetzen
hinunterschlingt, ist die Geschichte dieser Kartoffelpuffer
ohnehin beendet.
Warum gerade Kartoffelpuffer auf meinem Speiseplan
standen? Jedenfalls nicht nur weil ich Hunger hatte und diese
Geschichte schreiben wollte. Ich besaß drei große
Kartoffeln, drei Zwiebeln, Öl, eine Reibe, Pfanne und Kocher,
hatte großen Appetit darauf und wußte genau, wie man sie
zubereitet. Als ich wegen der fehlenden zwei Eier hin zu
Antonias Hühnern ging, erhob sich justamente gackernd eines
dieser selbst so schmackhaften Vögel von dem Ort, wo die
kalkummantelten Produkte üblicherweise liegen. Braves Tier,
verrenkte sich genau im richtigen Moment für mich den Popo,
damit ich wie beabsichtigt Kartoffelpuffer backen konnte. So
ein Zufall, welch ein Glück, ein großer Dank dir, mein
Schicksal für diesen so überaus günstigen Verlauf. Ich klopfe
mir freudig auf die Schulter, noch ein zweites Mal dafür, daß
ich nicht auf die Idee kam eine Forelle zu essen.
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